Montag, 11. Mai 2009

Ich habe Angst

Wir haben Superwahljahr.
Also muss man was zur Politik sagen. Allerdings ist es unglaublich, wie sinnlos die Alternativen erscheinen. Die Fragen häufen sich, aber niemand antwortet darauf. Die Ängste der Menschen werden nicht angesprochen.
Mir ist gerade erst bewusst geworden, das mit Finanzkrise eine Epoche geendet hat, die die Welt die letzten 10 Jahre geprägt hat. Die zehn Jahre in denen ich aufgewachsen bin. Die Welt in der es natürlich selbstverständlich war, das die Globalisierung sich beschleunigt, das der Ölpreis immer steigt, das die Banken das Geld haben, das auf Kredit gelebt werden kann.
Doch das ist vorbei.
Mein Weltbild ist teilweise weggerissen worden, und dahinter liegen. Die Ängste zumindest lassen sich leicht beschreiben.
Dazu muss man sehen, dass zumindest ich, nie die Hoffnung hatte, jemals in einer besseren Zukunft zu leben. Das dies nun Realität wird, und Gestalt annimmt, finde ich schrecklich, es lässt sich aber möglicherweise noch verhindern.
Mein Stiefvater sagte, in den siebziger wäre er politisch aktiv gewesen. Er versuchte den Thesen des Club of Rome etwas entgegenzusetzen. Zu mir meinte er, dieser Aktionismus sei typisch für mein Alter. Darauf antwortete ich, schade das ihr damals nicht schon gehandelt habt. Dann hätte ich heute einige Ängste weniger. Oder zumindest andere.

Ich habe Angst vor einer Zukunft die weniger hergibt als die heutige.
Ich habe Angst vor einem Rhein, im Sommer kein Wasser mehr führt.
Ich habe Angst vor einem zweiten New Orleans.
Ich habe Angst vor einer Gesellschaft in der meine Eltern bestimmen, selbst wenn sie geistig nicht mehr in der Lage sind.
Ich habe Angst davor, nicht nur für meine Eltern, sondern auch für die Menschen die keine Kinder haben, sorgen zu müssen.
Ich habe Angst vor einer rückwärtsgewandten Zukunft.
Ich habe Angst vor technologischen Rückschritt.
Ich habe Angst vor rückständigen Politikern.
Ich habe Angst vor dem Ende des mir selbstverständlich erschienenen Systems.
Ich habe Angst vor dem Zusammenbruch von Banken.
Ich habe Angst vor dem Zusammenbruch von Staaten.
Ich habe Angst vor Armut.
Ich habe Angst vor Inflation.
Ich habe Angst vor Deflation.
Ich habe Angst vor einer Waffenstrotzenden Welt.
Ich habe Angst davor, wegen raubkopierens kriminell zu sein.
Ich habe Angst vor Überwachung.
Ich habe Angst vor Zensur.
Ich habe Angst, nie Kinder zu bekommen.
Ich habe zu viel Angst, um Kinder in die Welt setzen zu wollen.

Ich habe Angst vor der Zukunft.

Angesichts der existenziellen Probleme die sich derzeit auftun und nach einer wahnsinnig schnellen Lösung geradezu schreien (ich übertreibe wahrscheinlich in meinem Pathos) halte ich es für sowas von kleinkariert, sich über Opel zu streiten.
Ich würde gerne eine Partei wählen wollen, die meine Ängste versteht, und etwas dagegen tut. Ich will Personen wählen, die so integer sind, das sie nicht nur etwas sagen, sonder auch machen. Ich will eine ehrliche Politik, die langfristig denkt, nicht nur bis zur nächsten Wahl.
Was kann ich machen, um die Ängste nie zu Realität werden zu lassen?
Was macht die Politik um die Angst nicht zu Realität werden zu lassen?

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